Sehr geehrte Redaktion des Focus-Magazins,
Aufgrund Ihrer Ausgabe (Nr. 8 vom 22. Februar 2010: Betrüger in der Euro-Familie, (http://www.focus.de/magazin/archiv/jahrgang_2010/ausgabe_8/) sollten Sie sowie Ihr Arbeitgeber sich schämen. Warum?
1.
Weil Sie der Öffentlichkeit manipuliernd und trügerisch nicht
die vollkommene Wahrheit mitteilen. Natürlich sind die griechischen
Politiker sowie Vertreter der Wirtschaft der letzten Jahre nicht
fehlerlos bzw. frei von Schuld. Genauso hat sich aber die deutsche bzw.
die europäische und U.S.-Politik (unter anderem) hinsichtlich der
Wirtschaftskrise und ihrer Auswirkungen nicht tadellos verhalten. Solche
irreführenden Veröffentlichungen dienen grundsätzlich der spekulativen
Wirtschaftsinteressen, die wahrscheinlich durch Verleumdung
Griechenlands ihre intransparenten wirtschaftspolitischen Interessen
vorantreiben will. Letztlich ist der wirtschaftliche Zustand vieler
anderer Länder in der EU nicht besser als der Griechenlands. Die
deutschen Banken (und nicht nur sie) profitieren allerdings von einem
solchen Angriff, weil sie durch solche manipulierende Darstellungen
durch die deutsche Presse günstigere Konditionen aushandeln können, um
von Griechenland höhere Zinsen zu verlangen (z.B. durch die
wirtschaftliche Abstufung des Landes).
2.
Weil Sie willkürlich, unbegründet, unobjektiv, vereinfacht und
oberflächlich das ganze griechische Volk, welches Sie als „Betrüger in der europäischen Familie“
bezeichnen, mit den korrupten Kreisen der wirklich Verantwortlichen für
die Wirtschaftskrise in Griechenland oder in anderen Ländern
gleichsetzen. Darüber hinaus kultivieren Sie damit den Hass der
Deutschen gegen ein EU-Bruderland. Obwohl Griechenland unter dem
deutschen Faschismus sehr gelitten hat (mehr als 600.000 Todesopfer),
und bisher kaum Entschädigungen von Deutschland bekommen hat, verhalten
sich die Griechen gegenüber den Deutschen sowie ihrer Kultur sehr
freundlich.
Wenn
Sie konkrete Angaben gegen die Verantwortlichen (Personen oder
Stiftungen) der Krise in Griechenland hätten, wären Sie in der Lage, die
Öffentlichkeit darüber zu informieren und hätten es nicht nötig,
unbestimmt ein ganzes Volk, ein ganzes Land, sowie seiner Kultur zu
verleumden, zu verspotten und zu beleidigen. Es sieht so aus, dass Sie
nach einem Sündenbock suchen. Dies sollte aber jedenfalls nicht das
gesamte griechische Volk sowie die alt -und neugriechische Kultur sein!
3.
Weil Sie schon durch das Titelblatt, welches Sie gewählt haben, das
Ethos, die Kultur, die Sitten und Gebräuche des Griechentums bzw. des
Hellenismus verspotten. Ohne die geringste Ahnung von der griechischen
bzw. der Welt-Geschichte zu haben, „informieren“ Sie das Publikum in
Ihrem manipulierenden Heft unter anderem über die „2.000 Jahre Verfall“
Griechenlands (S.132 ff.).
Sie vergessen aber einige kleine Einzelheiten: Z.B.:
a)
Den Beitrag des Griechentums zur Entwicklung und Verbreitung
der Künste (z.B. Architektur, Malerei, Musik, Literatur u.a) und der
Wissenschaften (Theologie, Recht, Medizin, Astronomie, Mathematik,
Mechanik, Geographie, Politik- und Sozialwissenschaften, Pädagogik,
Geschichte u.a.), nicht nur im Altertum, sondern auch während der von
Ihnen als verfallend erwähnten vergangenen 2000 Jahre, sowohl während
des Oströmischen Reiches bis zum Fall von Konstantinopel (1453), als
auch nachher (vor allem durch die griechische Diaspora in Europa und
später in Amerika, Australien, Afrika u.a.).
b)
Den 2000-jährigen Beitrag Griechenlands zu der friedlichen
Verbreitung des Christentums (v.a. durch das Oströmische Reich von
Konstantinopel bis heute).
c)
Den wesentlichen Beitrag des Griechentums zur Bekämpfung des
Imperialismus im 1. Weltkrieg sowie zur Bekämpfung des Faschismus
während des 2. Weltkriegs. Sie berücksichtigen kaum den beispielhaften
Widerstand der Griechen gegen die Diktatur und für die Demokratie
(1967-1974).
d)
Den kulturellen bzw. politischen sowie wirtschaftlichen Beitrag des
zeitgenössischen Griechenlands zur Stabilisation bzw. zum Frieden
insbesondere auf der Balkan-Halbinsel und im Nahen und Mittleren Osten,
auch zugunsten der EU. Denn Griechenland ist noch immer ein Hauptfaktor
der Stabilisation auf dem Balkan sowie im Mittelmeerraum, trotz
dauerhafter Provokationen von verschiedenen Seiten.
Aus
allen diesen Gründen ist das griechische Volk schockiert: weniger also
wegen der von Ihnen dargestellten aktuellen Wirtschaftskrise, sondern
wegen der Unverschämtheit, mit der aus macht- und wirtschaftspolitischen
Interessen dieses Land in verleumderischer Art und Weise angegriffen
wird.
Mit
dieser manipulativen Veröffentlichung haben Sie der öffentlichen
Meinung Ihr wahres Gesicht gezeigt. Wir sind zumindest dafür dankbar!
Es
gibt Grenzen, auch in der Pressefreiheit. Sie sollten sich
entschuldigen und diese Diffamierungen in einer Gegendarstellung
zurücknehmen, ansonsten riskieren Sie angeklagt zu werden.
Mit freundlichen Grüßen
Eleftherios Dikaios
Rechtsanwalt, LL.M.
κανένα σχόλιο